Seit zwei Monaten darf ich nun alleine wohnen und bin nach wie vor extrem glücklich darüber. Man hört ja so die verschiedensten Dinge darüber und ich muss offen zugeben, dass bisher nicht alles positiv war und meine liebe Wohnung und ich einen recht holprigen Start miteinander hatten. Mittlerweile scheint sich aber alles zum Guten zu wenden (ich hoffe, ich hab’s jetzt nicht verschrien), und es ist an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen.
Deine Putzfrequenz erhöht sich um mindestens 2000 Prozent
Wer schon jemals in meinem Zimmer in meinem Elternhaus war, weiß, dass ich beim besten Willen kein Mensch war, den man als ordentlich bezeichnen könnte. Es würde mich nicht wundern, wenn meine Eltern hinter meinem Rücken Wetten darüber abgeschlossen hätten, wann man mir das erste Mal ein RTL-Kamerateam vorbeischicken kann, das mein Leben als Messie dokumentiert. Vielleicht mag es an meinen Erfahrungen liegen, die ich in der WG gemacht habe, oder daran, dass ich zum ersten Mal meine eigenen vier Wände habe, für die ich alleine verantwortlich bin, aber seit ich in meine eigene kleine Welt gezogen bin, habe ich einen regelrechten Sauberkeitsfimmel.
Schon allein meine Staubsaugfrequenz hat sich um mindestens 2000 Prozent erhöht. Da ich gerade in Bad und Küche sehr helle Böden habe, auf denen man jedes Staubkörnchen sieht, fühle ich mich fast schon gezwungen, mindestens alle drei Tage den Staubsauger zu schwingen. Außerdem ertappe ich mich dabei, wie es mich ganz wahnsinnig macht, wenn das Klo auch nur ansatzweise dreckig ist. Fun Fact am Rande (der nicht besonders lustig ist, aber – Hand aufs Herz – Fun Facts sind eh nie wirklich witzig): Ich tippe diesen Blogpost, nachdem ich die komplette Küche geputzt habe. Man würde nicht glauben, wie dreckig ein Waschbecken sein kann…
Du lernst, deine Angelegenheiten allein zu regeln
Worauf die Menschen in meinem Bekanntenkreis mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls gewettet haben, war, wann ich zum ersten Mal zusammenbrechen und meine Mama bitten würde, die Dinge für mich zu regeln. Es ist bis zum heutigen Tag noch nicht passiert und ich habe wirklich viel Mist mit dieser Wohnung erlebt. Ein kaputter Herd, ein Leck in der Heizung, das die halbe Küche geflutet hat und Gas, das in meinem Vorzimmer ausgetreten ist… das ist nur eine kleine, feine Auswahl der Dinge, mit denen ich in meinem ersten Monat hier umgehen musste.
Und obwohl ich ein, zwei Male wirklich kurz davor war, in Tränen auszubrechen und mich in den Zug nach Hause zu setzen, kann ich voller Stolz behaupten, dass ich es hingekriegt habe. Alleine. Tja, ich kann doch Verantwortung übernehmen. Aber lasst es uns nicht verschreien, die Zeit, in der ich eine Spinne in meiner Wohnung entdecken werde, steht mir wohl leider noch bevor.
Einsamkeit? Was ist das?
Viele Menschen denken, man sei automatisch einsam, sobald man alleine wohnt. Was für ein großer, großer Mist! Ich hatte bis jetzt sehr viele Gefühle im Zusammenhang mit dieser Wohnung, aber Einsamkeit war fast nie darunter. Wenn ich nach Hause komme und die Türe hinter mir verschließen kann, in dem Wissen, dass niemand sich Zutritt zu dieser Wohnung verschaffen kann, ohne dass ich es erlaube, erfüllt mich das nicht mit Einsamkeit, sondern mit einem unglaublichen inneren Frieden. Ich kann laut Tokio Hotel hören, kann unter der Dusche singen, die Küche mit Knoblauch vollstinken und beim Pinkeln die Türe offen lassen – niemanden stört es. Und, vor allem, niemand stört mich dabei. Einfach herrlich! Klar, es gab diese Momente, da habe ich mich einsam gefühlt. Das lag aber nicht daran, dass ich alleine wohne, sondern an einem Streit mit einem wichtigen Menschen. Und da hätte ich mich unabhängig von meinem Wohnort einsam gefühlt.
Du hasst Menschen, die dir Tassen schenken
Ich liebe Teetassen, vor allem, wenn sie ein großes Fassungsvermögen haben. Früher habe ich auch wahllos alle Becher gekauft, die fast einen Liter fassen, aber mittlerweile ertappe ich mich dabei, wie sehr es mich eigentlich abfuckt, sechs verschiedene Tassen in meinem Küchenschrank stehen zu haben. Am liebsten würde ich zu Depot rennen, mir sechs gleiche Tassen kaufen und alle anderen wegwerfen – wenn sie nicht so einen hohen ideellen Wert hätten, da ich sie entweder von lieben Menschen bekommen oder in London gekauft habe. Seht ihr meinen inneren Konflikt? Ja, ich weiß, First World Problems. Es verhält sich übrigens ähnlich mit Gläsern, Tellern und Besteck. Wer mir etwas zum Geburtstag schenken möchte: Bitte lasst es nichts für die Küche sein! Außer es ist ein Thermomix, den nehme ich immer gerne.
Das Leben ist teurer, als du dachtest
Wenn man bei den Eltern lebt, ist man ziemlich verwöhnt, was das liebe Geld betrifft. Gut, es soll Eltern geben, die von ihren Kindern Miete verlangen, aber meine zählen zum Glück nicht zu diesen seltsamen Exemplaren. Jedenfalls hatte ich es durch meine angenehme Wohnsituation immer leicht, mein Geld bei mir zu behalten und hatte abgesehen von meinem zweijährlichen Handykauf nie wirklich große Investitionen zu tätigen. Sobald man aber mal alleine wohnt, merkt man, dass sich alles doch ganz schön häuft. Miete, Strom, Gas, Internet, die leidigen GIS-Gebühren… da kommt schon ein bisschen was zusammen. Und dann muss ich auch noch hin und wieder was essen und den halben Jahresumsatz von Twinings finanzieren.
Außerdem merkt man ziemlich schnell, wenn man mit wenigen Dingen für den täglichen Bedarf in die Wohnung zieht, was einem so alles fehlt. In meinem Fall waren das Paketband, normales Klebeband, ein Messbecher, eine Rührschüssel, Kugelschreiber und so weiter. Viele dieser Dinge habe ich noch immer nicht besorgt. Dafür habe ich nun eine Kaffeemaschine, die man auch als Fashion Statement durchgehen lassen könnte. Prioritäten setzen lernt man sehr schnell.
Du würdest es nie wieder anders wollen
Auch, wenn nicht immer alles glatt gelaufen ist, möchte ich meine eigenen vier Wände nicht mehr hergeben. Zwar werde ich sicher nicht für immer in dieser Wohnung bleiben, aber ich habe schon festgestellt, dass ich mir nicht mehr vorstellen könnte, anders zu leben. WG kommt sowieso absolut nicht mehr für mich in Frage, dafür bin ich vom Grundwesen her zu asozial. Und so lieb ich meine Eltern habe und so gerne ich in ihrer Nähe bin, alleine wohnen tut mir einfach unglaublich gut. Okay, vielleicht teile ich mir ja mal eine Wohnung mit einem Hund oder finde mal jemanden, der mich aushält und den ich auch aushalte. Aber bis dahin bin ich sehr zufrieden so, wie es ist.
Eure Julie,
Die mit dem roten Lippenstift
Wiebi Peters
• 6 Jahren agoGuten Morgen!
Teetassen! Witzigerweise habe ich mich erst gestern mit einem Kollegen darüber unterhalten! Ich besitze nämlich Kaffee- und Teetassen. Und die Teetassen sind alle unterschiedlich und dürfen auch nicht in die Spülmaschine. Der hat mich angeschaut, als käme ich vom Mars 😛
Alleine wohnen ist schon was Tolles. Einfach mal alleine entscheiden, wann wer auftaucht. Und falls es doch mal spontan klingeln sollte, hat man einfach die Klingel überhört xD
Liebste Grüße und noch viel Spaß beim Einleben,
Wiebi
Julie
• 6 Jahren agoHallo Wiebi,
Lustig, so unterschiedlich sind die Verhältnisse zu Teetassen 😀 Bei manchen dürfen sie komplett verschieden sein und andere brauchen eine klare Linie 🙂
Ich muss zugeben, ich habe so eine Funkklingel. Und wenn ich keine Lust hab, die Tür zu öffnen, steck ich manchmal einfach den Empfänger aus^^
Danke für deinen lieben Kommentar!
LG Julie
Wiebi Peters
• 6 Jahren agoHallo Julie!
Die Idee ist definitiv genial. Kein Bock auf die Welt? – Klingel aus! 😉
Liebste Grüße,
Wiebi
Kat
• 6 Jahren agoHach, deine Wohnung ist wirklich ein Traum.
Kann gar nicht aufhören daran zu denken, seit ich dort war. 🙂
Bin selbst schon voller Vorfreude, wenn ich endlich alleine wohnen kann.Kath
Kathilein
http://sevenandstories.net
Julie
• 6 Jahren agoDanke Kathilein, freut mich total, dass du dich in meiner Wohnung genauso wohlgefühlt hast wie ich 🙂