Meine Lieben. Ich habe diesen wunderbaren Tag nicht vergessen, er war nur in der Sommerpause. Wie jeder, der sich auch nur einmal mit mir unterhalten hat, weiß, bin ich ein absoluter Sommermensch und liebe die heißen Temperaturen. Ich bin sogar ein Fan von diesen warmen Nächten, in denen es nicht wirklich abkühlt und nehme es liebend gern in Kauf, viermal täglich kalt zu duschen. Und von diesen Tagen gab es dieses Jahr zum Glück so viele, dass ich kaum Gründe für ein bisschen Mimimi gefunden habe. Aber da sich der Sommer jetzt leider langsam aber sicher dem Ende zuneigt, ist nun Schluss mit der guten Laune. Willkommen zu unserem Hassformat, das wir alle lieben!
Eeeeendlich Herbst!
Ihr konntet es dem ersten Absatz schon entnehmen: Ich liebe den Sommer. Wie könnte man auch nicht? Man kann Sommerkleider tragen und muss sich nicht in enge Hosen oder kratzende Strumpfhosen quetschen. Die Menschen sind besser drauf. Man wird von der Sonne geweckt und kommt morgens leichter aus dem Bett. Es gibt Wassermelone und Beeren im Überfluss. Die Haare werden heller und die Haut dunkler. Das Leben verlagert sich nach draußen und die Entdeckungslust wird geweckt. Alles Argumente für den Sommer.
Und dann gibt es diese abgrundtief nervigen Menschen, die mich mit ihrer Herbst-Euphorie nerven.
„Oh toll, endlich wird es Herbst, dann ist es endlich wieder kalt und ich kann wieder Kapuzenpullis tragen und das ist ja soooo toll!“
Meine Güte, Agnes. Für Menschen, die sich so grausame Dinge wie Kälte wünschen, wünsche ich mir immer, dass sie sich beim Kastaniensammeln in den Finger stechen. Wenn du so scharf auf Kapuzenpullis bist, setz dich bitte einfach in den ÖBB Railjet, der ist immer so runterklimatisiert, dass dir ohne Hoodie eh zu kalt wäre. Die kalten Tage überwiegen in unseren Breitengraden ohnehin, du bekommst deinen Kackherbst schon noch früh genug. Und dann will ich keine Beschwerden darüber hören, dass dir zu kalt ist. Du wolltest es so, jetzt leb damit.
Virtuelle Schwanzvergleiche
Meine Duschwand hat sich letztens von mir verabschiedet. Und das komplett ohne mein Zutun. Ich ging um fünf Uhr morgens ins Bad und fand mich in einem Scherbenmeer wieder. Am Nachmittag erfuhr ich, dass so eine dämliche Duschwand wahrscheinlich 350 Euro kosten wird. Was macht man daraufhin als moderne Frau des 21. Jahrhunderts? Richtig, erstmal Instastory.
Die Reaktionen darauf waren ebenso vielfältig wie teilweise einfach nur dumm.
Vorerst muss ich sagen, dass mich sehr viele liebe Worte erreicht haben. Danke erstmal dafür.
Dann kamen allerdings schon die ersten Nachrichten, die ich nicht ganz so toll fand.
„Was? So viel? Meine ganze Dusche hat 100 Euro gekostet!“, bekam ich einmal. Na gut, meine Dusche hab ich mir nicht selbst ausgesucht, die war schon in der Wohnung. Kann also relativ wenig für den Preis.
„Nur 350? Du willst nicht wissen, was ich bezahlt hab!“, kam es dann. Doch unbedingt. Nachdem ich über eine Stunde damit verbracht habe, die Glassplitter sogar aus Duschabfluss und Toilette zu fischen, gibt es nichts, das mich brennender interessieren würde! Aber vielleicht hören wir einfach auf mit den virtuellen Schwanzvergleichen und definieren uns nicht über den Preis unserer Duschwand, sondern lieber über etwas Sinnvolleres. Den Inhalt unserer Nachrichten zum Beispiel.
Menschen, die Dinge kritisieren, die sie nichts angehen
Ich habe eine etwas ungesunde Angewohnheit: Wenn ich unter starkem psychischem Stress stehe, rauche ich sehr gern. Ich bin absolute Gelegenheitsraucherin und will an mehr als 9 von 10 Tagen nicht mal in die Nähe einer Zigarette kommen.
Kurzer Einwurf der Erklärung dessen, was ich als psychischen Stress definiere: Letztens habe ich erfahren, dass ich die Aufnahmeprüfung für meinen Traummasterstudiengang verkackt habe. Das ist für mich eine Situation, in der ich mir gerne eine Zigarette anzünde. Die meisten meiner Freunde und Verwandten wissen um diese Angewohnheit und auch wenn sie sie sicherlich nicht gutheißen, haben sie es akzeptiert.
Und dann gibt es immer diese Nervensägen, die dann ein erstauntes „Waaaaas, du rauchst?“ loslassen müssen. Es fehlt in diesem Moment nur ein dramatisches Lufzufächeln, um die Situation filmreif zu gestalten. „Das kann ich wirklich nicht zulassen! Du weißt doch, wie ungesund das ist! Deine schönen, schönen Lungen!“
Und dann erklärt man beruhigend, dass man das ja nicht ständig macht, sondern dass nun einfach eine Situation vorhanden ist, in der man schon so ein bisschen an seinem Glimmstängel hängt. Dann kommen solche Dinge wie: „Da gibt es aber weitaus bessere Möglichkeiten. Hast du es schon mal mit Yoga probiert?“
Und ich denke mir nur: Alter, Vanessa, wirf mal einen Blick auf meinen Personalausweis. Ich bin volljährig, ich bin Herrin über meinen eigenen Körper und nicht du. Aber weißt du, wie sich die Zigarette am besten genießen lässt? Allein und ohne nerviges Gequatsche.
Mit diesem wundervollen Sommer geht auch ein weiterer Mimimi-Montag zu Ende. Ich hoffe, ihr habt ihn genauso genossen wie ich! Wie immer freue ich mich über euren Hass. Verratet mir gerne, was ihr letztens so gehasst habt!
Eure Julie,
Die mit dem roten Lippenstift
No Comments