Liebe Leute, einigen von euch ist es ja schon aufgefallen, dass ich den Mimimi-Montag letzte Woche sträflich vernachlässigt habe. Danke für eure lieben Nachrichten dazu, ich freue mich, dass die Abwesenheit des Beitrags bei einigen doch ein Loch hinterlassen hat. Das möchte ich nun versuchen zu füllen. Herzlich willkommen zu dem Hassformat, das wir alle lieben!
Menschen, die dich für deine Ansichten über Öffnungszeiten verurteilen
Ich mache mich gerne mal unbeliebt, das ist so etwas wie ein Hobby von mir. Meistens passiert es, wenn ich mir mal wieder nicht verkneifen kann, kundzutun, dass ich kleine, spuckende, schreiende Kinder hasse, die ich in Anbetracht der Tatsache, dass ich offenbar als Frau beim Anblick eines Babys einen Hormonausbruch bekommen müsste, süß finden sollte. Tja, tue ich nicht. Aber nicht nur wegen meiner Antipathie gegen Kinder mache ich mich gerne mal unbeliebt, sondern auch wegen meiner Ansichten über die Öffnungszeiten von Supermärkten.
Mit zu den schönsten Dingen in einem Berlinurlaub zählen für mich die langen Öffnungszeiten der Supermärkte. Ich liebe es, um 23 Uhr noch schnell in den Edeka zu huschen, um mich mit Alkohol und Chips einzudecken. In Wien kann man das vergessen, denn hier schließt alles spätestens um 20 Uhr – ja, ich weiß, Wien kann sehr zurückgeblieben sein. An dieser Stelle ein kleiner Survival-Tipp: Sag niemals zu anderen Österreichern, dass du gerne längere Öffnungszeiten der Geschäfte hättest. Dann kommen nämlich zu 90 Prozent Sätze wie: „Man kann ja wohl vor 18 Uhr einkaufen gehen! Krieg lieber mal dein Leben in den Griff! Außerdem, willst du es wirklich den armen Leuten zumuten, so lange zu arbeiten? Bei Amnesty International könntest du keine Karriere machen bei deinen Ansichten über Menschenrechte!“
Eva, bitte, spar dir diese Aussagen! Ich sehe das Problem wirklich nicht. Wenn die Läden länger geöffnet hätten, wäre das vielleicht eine Möglichkeit, um Arbeitsplätze zu schaffen? Außerdem denken wir mal an die Taxifahrer, Barkeeper und Pflegekräfte dieser Welt, die auch nachts arbeiten. Störst du dich daran auch, wenn du mit deinen Freundinnen in deinem Lieblingsclub zu viel gesoffen hast und ins Krankenhaus gebracht werden musst? Ich denke nicht. Aber um 23 Uhr im Supermarkt zu arbeiten ist ja viel schlimmer, als kurz vor Sonnenaufgang deine Kotze aufzuwischen. Menschen, echt!
Menschen, die keine Satzzeichen verwenden
Ich habe letztens in meiner Instagram Story einen Fakt über mich offenbart, für den ich erstaunlich viel Zuspruch bekommen habe, mit dem ich nicht gerechnet hätte: Ich habe durchblicken lassen, dass ich niemals mit jemandem zusammen sein könnte, dessen geschriebene Sprache mir alle Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Ich spreche nicht von Flüchtigkeitsfehlern oder falscher Groß- und Kleinschreibung, die bei WhatsApp-Nachrichten dank Schnelligkeit und Autokorrektur einfach mal passieren. Nein, ich hasse es, wenn Menschen sich nicht bewusst sind, dass es Satzzeichen gibt, deren Verwendung erlaubt und sogar erwünscht ist.
Besonders aggressiv macht es mich, wenn Menschen mir auf WhatsApp lange, verschachtelte Nachrichten schreiben, deren Sinn ich nur nach dreimaligem Nachfragen und der Konsultation eines Expertinnenzirkels aus diversen Freundinnen verstehe, weil der Absender der Nachricht einfach nicht fähig war, auch nur einen Beistrich oder Punkt zu setzen: „Hey wie gehts ich hab grad Essen gemacht was hast du so ich gehe heut noch einkaufen und du bist sicher in Wien oder wann kommst“.
Lieber Max, es wäre sehr schön, wenn du deine Sätze irgendwie unterteilen könntest, damit ich weiß, wo ein Satz endet und ein neuer beginnt. Außerdem lege ich dir die Verwendung einer ganz tollen Erfindung ans Herz: Sie nennt sich Fragezeichen. Man kann ein Fragezeichen verwenden, wenn man ausdrücken will, dass man auf einen gewissen Teil der Nachricht eine Antwort erwartet. So wüsste ich besser, ob der Satz: „Und du bist am Wochenende in Wien“ eine Frage oder eine Feststellung ausdrücken soll. Nur so als kleine Anregung.
Leute, die keinen Sarkasmus verstehen
Ich spreche fließend sarkastisch und habe meine Sprachkenntnisse diesbezüglich über die Jahre perfektioniert. Umso mehr hasse ich es, wenn Menschen dieses sprachliche Stilmittel so absolut gar nicht geläufig ist. Ich hatte mal ein Date – so ziemlich das schlimmste meines Lebens. Wir saßen mehr oder weniger da und schwiegen uns an. Dann offenbarte er mir etwas, das ich als meinen Rettungsanker sah: Er sagte mir, dass Berlin seine Lieblingsstadt sei. Gut, meine auch, daran kann man anknüpfen – dachte ich zumindest. Es ging nämlich so weiter, dass er, typisch Tiroler eben, sagte, dass er dort niemals leben könnte, weil er sonst die Berge vermissen würde.
In einem sehr zaghaften Versuch, ihm seinen Stock ein bisschen aus dem Arsch zu ziehen, versuchte ich mich an einem sehr schlechten Witz und sagte: „Wieso, Berlin hat doch Berge? Kreuzberg, Schöneberg, Prenzlauer Berg?“
Und seine Antwort darauf war allen Ernstes: „Du weißt aber schon, dass das keine Berge sind, sondern Stadtteile? Ein Berg muss ja eine gewisse Höhe über dem Meeresspiegel erreicht haben, um als solcher bezeichnet werden zu können. Und was das betrifft, liegt Prenzlauer Berg nicht viel höher als die anderen Berliner Bezirke.“ Wow. Danke, Thaddäus. Ohne dich hätte ich bei meinen letzten zehn Berlin-Urlauben gar nicht gemerkt, dass der Prenzlauer Berg kein richtiger Berg ist. Ich wollte fürs nächste Mal schon meine Wanderschuhe einpacken. Gut, dass es dich gibt. Ich glaube, ich muss nicht dazusagen, dass aus uns kein Paar wurde. Wir waren zu verschieden.
Alte Menschen, die davon ausgehen, dass du sie kennst
Ungefähr einmal im Jahr gehe ich meine Oma besuchen. Meine Oma wohnt in einem Kuhkaff in der Steiermark, welches zwar landschaftstechnisch sehr schön, aber sehr dünn besiedelt ist. Dort wohnen ungefähr hundert Menschen, deren Durchschnittsalter bei über 60 liegt und die sich alle am Samstagabend in der Kegelbahn versammeln und News über das spannende Dorfleben austauschen. Und dadurch spricht es sich auch immer wieder herum, dass ich mal wieder im Lande bin, da ich zwar dort so ziemlich niemanden kenne, aber alle mich zu kennen scheinen. Es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass bei meinem jährlichen Besuch mindestens ein alter Mensch auf mich zukommt, mich strahlend in die Wange kneift und sagt: „Ach, die kleine Julia! So groß bist geworden! Erinnerst dich eh noch an mich? Damals hast du uns einmal mit deinen Eltern besucht! Ich glaub, da warst du zwei.“
Klar, Agathe, sowieso erinnere ich mich. Sieh mich an, ich bin verkatert, weil ich mir die Beklemmung, die dieser abgelegene Ort in mir hervorruft, schöntrinken musste, und kann mich nicht mal erinnern, was ich gestern zu Mittag gegessen habe. Aber du bist meinem zweijährigen Ich natürlich in bester Erinnerung geblieben. Also wirklich. Bist zwar eine süße Omi, aber so leid es mir tut, so weit reicht mein Gedächtnis echt nicht zurück.
Ich hoffe, ihr hattet wieder Spaß beim neuen Mimimi-Montag und mein Fauxpas von letzter Woche konnte dadurch wieder gutgemacht werden. Ich werde mich nun wieder an meinen Schreibtisch werfen, da ich morgen drei Prüfungen hintereinander schreiben werde. Ich freue mich schon genauso sehr darauf wie auf ein Date mit einem humorlosen Menschen. Tschüssi!
Eure Julie,
Die mit dem roten Lippenstift
Vroni
• 6 Jahren agoLiebe Julie,
Genauso wie du, kann ich Menschen nicht besonders leiden, die der deutschen Grammatik und Rechtschreibung abgeneigt zu sein scheinen und auch Personen, die Sarkasmus nicht verstehen – sehr zach, wie ich finde. -.-
Für deine morgigen Prüfungen wünsche ich dir ganz viel Erfolg! 🙂
Alles Liebe,
Vroni <3
Julie
• 6 Jahren agoDanke liebe Vroni ❤
Absolut zach!
Mrs Postman
• 6 Jahren agoThaddäus? So hiess dein Date? Oh je, da kannst du es ihm aber wirklich nicht vorwerfen, dass er Sarkastisch nicht versteht, ich nehme an, der mußte schon früh lernen, Witze zu filtern, da rutscht schon mal was durch ?
Julie
• 6 Jahren agoEr hieß nicht wirklich Thaddäus 😉 aber der Name passte irgendwie zu ihm ?