Und schon wieder ist eine Woche vergangen und ich habe es geschafft, mir meine Wochenserie beizubehalten. Ich bin sehr stolz auf mich. Die letzte Woche war sehr turbulent für mich. Emotional gesehen. Ich habe eine für mich sehr wichtige Entscheidung getroffen. Ganz nach dem Motto: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.
Ich mag dieses Motto eigentlich nicht besonders, ich finde, es ist schon ziemlich ausgelutscht. Als ich noch 16 war, hatte so ziemlich jede meiner weiblichen Facebook Freundinnen diesen Spruch zumindest einmal ganz tiefgründig unter einem Selfie stehen. Und im Endeffekt hat man doch nicht gesehen, dass sie auch nur ansatzweise ihren Traum gelebt hätten. Falls sie denn je überhaupt einen hatten, der nichts mit Schule schwänzen zu tun hatte.
Wie wichtig es jedoch ist, seinen Träumen nachzugehen – beziehungsweise zuerst mal überhaupt welche zu haben – wurde mir letztens mal wieder im Kino bewusst. Wer den Film gesehen hat, auf den ich anspiele, wusste sicher schon seit der Headline, dass es um La La Land gehen würde. Zwar mag ich Musicals und Filme, aber selten beides in einem. La La Land kombiniert diese zwei Dinge zwar miteinander, aber auf eine so brillante und berührende Art und Weise, dass jeder, der sich wirklich auf den Film eingelassen hat, einfach nur überwältigt war. Es ist auf jeden Fall mal ein anderer Film, und das nicht nur, weil er gänzlich ohne Gewalt und Sex auskommt. Es ist ein Film, der vor allem hoffnungslose Künstlerseelen so berührt, dass er sie fast zerreißt. Ich weiß noch, wie ich im Kino gesessen und bei manchen Szenen hemmungslos geschluchzt habe, weil sie mich so bewegt haben.
Eine kleine Kurzfassung für die, die den Film (noch) nicht gesehen haben: Es geht um die junge Schauspielerin Mia (gespielt von Emma Stone) und Jazzpianist Sebastian (Ryan Gosling), die beide große Ambitionen haben, es in der Stadt der Engel zu großem Ruhm zu bringen. Natürlich kommen sie zusammen und geben ein süßes Paar ab, aber eine Sache unterscheidet die beiden: Während Mia unermüdlich für ihren großen Traum kämpft, entschließt Sebastian sich aus Geldnot irgendwann dafür, in einer Combo mitzumachen, die ihn zwar super bezahlt und ihm zu Ruhm verhilft, aber vom Musikstil her nichts mehr mit seiner Leidenschaft gemeinsam hat.
Was ich an diesem Film so bezaubernd fand, neben der Story, Emma Stone und Ryan Gosling (I’m a simple woman – I see Ryan Gosling, I like), waren die tollen Songs. Und einer davon ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Audition von Emma Stone. Wer ihn sich jetzt gerade nicht anhören kann oder will: Emma singt hier mit viel Gefühl über ihre Tante, die in Paris gelebt hat und mit leuchtenden Augen erzählt hat, dass sie barfuß in die eiskalte Seine gesprungen ist und es jederzeit wieder machen würde. Und mit „here’s to the ones who dream, foolish as they may seem“ beginnt ein Refrain, bei dem ich fast zwei Monate, nachdem ich den Film gesehen habe, immer noch eine Gänsehaut nach der anderen bekomme. Weil ich mich damit angesprochen fühle.
Viel zu viele Menschen begraben ihre Träume für etwas, das vernünftiger wäre. Natürlich ist es objektiv gesehen weniger vernünftig, zu versuchen, in Hollywood Schauspielerin werden zu wollen, als auf einer Eliteuni Jura zu studieren und sich den Rest seines Lebens keine Sorgen mehr um sein Gehalt machen zu müssen. Aber nur, weil etwas vernünftig wäre, heißt es nicht, dass man damit auch glücklich wird. Man sieht im Film sehr schön an Sebastian, der seinen Traum vom eigenen Jazzclub (vorerst) begräbt, um Mitglied einer Band zu werden, dass die vernünftigste Entscheidung nicht immer die beste ist.
Auch ich habe meine großen Träume für die vernünftigere Lösung auf Eis gelegt und BWL studiert, anstatt ins Ausland zu gehen, Journalismus zu studieren oder einfach nur zu schreiben. Und es hat mich nur unglücklich gemacht. Wie unglücklich, wollte ich mir lange nicht eingestehen. Bis mein Freund am Montag beim Essen mit einem Schulterzucken sagte: „Das macht dich doch eh nicht glücklich.“ In diesem Moment wurde mir erst richtig bewusst, dass ich gerade einen Fehler nach dem anderen mache.
Da ich nun mit meinem Studium quasi fertig bin und jetzt etwas Neues brauche, auf das ich mich mit voller Kraft stürzen will, habe ich entschieden, dass ich schon zu viel Zeit meines Lebens damit verschwendet habe, ein Fach zu studieren, das ich eigentlich nicht mal besonders mag, das aber irgendwo ganz vernünftig wäre. Ich will nicht mehr gezwungen auf Prüfungen lernen und dabei nur das Ziel haben, eine Vier zu bekommen, damit ich mir den Mist nie wieder ansehen muss. Ich will mehr aus meinen Vorlesungen und Seminaren mitnehmen als die Kugelschreiber meiner Sitznachbarn und wieder Spaß daran haben, in die Uni zu gehen. Vor allem möchte ich mir von einem trockenen Studium nicht mehr meine Kreativität killen lassen, so wie BWL es versucht und leider teilweise auch geschafft hat. Ich will nicht mehr vernünftig sein. Ich will endlich wieder träumen und nach diesen Träumen leben. Wo mich das hinführen wird? Keine Ahnung. Ich werde es früh genug erfahren.
Habt ihr den Film gesehen und konnte er euch genauso begeistern wie mich? Was sind eure Träume, die ihr begraben und vielleicht wieder aufgenommen habt?
Eure Julie,
die mit dem roten Lippenstift
Carina
• 7 Jahren agoHallo liebe Julie,
mein Traum war es in der HTL zu studieren. Diesen Wunsch habe ich mir mittlerweile erfüllt, jedoch raubt es mir zurzeit den letzten Nerv, weil einfach nicht so klappt, wie ich es möchte. Aber das wird schon irgendwie wieder.
Während des Studiums kam mir der Wunsch einen Blogg über das Schießen zu machen, wobei mich das nicht alleine bewegt, daher ist mittlerweile der Blogg „Shooting, books and more“ entstanden. Ich bin stolz darauf es gemacht zu haben.
Mein aktueller Traum ist es, dass Studium endlich zu schaffen, danach zu schauen, ob die Arbeit noch passt, ansonsten was anderes suchen und mir die Welt anschauen. Die ersten zwei Ziele habe ich schon im Blick, Venedig mit meinen Bruder, meiner Oma und hoffentlich auch meinen Freund besuchen und mit meiner Mutter die Frankfurter Buchmesse im Oktober. Vielleicht nehmen wir meine Oma auch nicht. =)
Ich bin gespannt auf das Leben nach dem Studium, denn da hab ich die Wochenenden auch wieder frei. =) Und Lernen tagtäglich ist auch nicht mehr angesagt.
Den Film „La La Land“ habe ich noch nicht gesehen, aber werde ich mir sicher mal anschauen, wenn es die Lernerei erlaubt.
Ich finde, dass deine Entscheidung endlich glücklich werden, gut ist, jedoch würde ich das Studium noch fertig machen und dann erst los laufen um glücklich zu werden. Denn alles was fertig ist, bringt mehr, als abgebrochenes!!
Liebe Grüße,
Carina.
diemitdemrotenlippenstift
• 7 Jahren agoHallo liebe Carina,
Auf der HTL kann man studieren? 😀 wieder was dazu gelernt.
Deine Ziele klingen toll und ich freue mich für dich, dass du deinen Blog noch gemacht hast!
Das Studium ist eh bald fertig nach ein paar Prüfungen, die mach ich jetzt schon noch ?
Liebe Grüße,
Julie
Carina
• 7 Jahren agoHi Julie,
in der HTL kann mich nicht studieren, aber der Traum vom Studieren kam in der HTL-Zeit. Ein bisschen doof formuliert, sorry.
Bei mir sind es eigentlich auch nicht mehr viele Prüfungen, aber die Dauer-Lernphase geht mir ziemlich an die Nieren mittlerweile. Aber ich habe noch alles irgendwie geschafft. =D
Mit meinem Blog bin ich auch zufrieden, auch wenn es noch dauern wird, bis ein bisschen mehr Kommentare kommen werden, aber der Blog ist für mich, damit ich meine Erlebnisse und Eindrücke irgendwo festhalten kann. Schließlich sind Schießen und Bücher meine zwei großen Leidenschaften nach meinem Freund. =)
Viel Erfolg bei deinen Prüfungen, Julie.
Liebe Grüße und bis bald,
Carina.
Lydia
• 7 Jahren agoOh, was für ein schöner Text. (Du studierst BWL?? WTF?!) Ich freu mich immer, wenn es jungen Leuten auffällt, dass sie falsch abgebogen sind, und sie das dann frühzeitig korrigieren können. Wobei es natürlich nie zu spät ist. Mach weiter so, Du wirst Deinen Weg finden. Und wer weiß, wozu Dir BWL irgendwann noch nützt. Nichts ist umsonst.
diemitdemrotenlippenstift
• 7 Jahren agoJa, ich studiere so ein Langweilerfach ? aber nicht mehr lang, bin eh bald fertig. Du hast Recht, wer weiß, wozu es gut ist 🙂 vielleicht wird das Studium in meinem späteren Traumjob ja vorausgesetzt 😀
LG und danke,
Julie
magdalenamarston
• 7 Jahren agoHallo liebe Julie,
an dem Punkt, an dem Du jetzt stehst, stand ich vor rund 18 Jahren, als ich mich entschied, mein Jurastudium abzubrechen. Ich wollte damals auch meinen Traum leben und künstlerisch kreativ sein. Da mir jedoch schon immer klar war, dass ich als Künstler nicht wirklich meinen Lebensunterhalt verdienen kann, habe ich mich für eine Ausbildung in der Verwaltung entschieden und male seitdem hobbiemäßig. Dennoch hat mich auch nach den vielen Jahren mein Traum nie verlassen und macht sich immer wieder bemerkbar. Still und leise pocht er an meine Tür. Und so habe ich jetzt vor kurzem einen Blog über das Malen und insbesondere Malbücher gestartet. Ich kann Dir nur raten, nimm‘ Dir Zeit und denk‘ gut nach, wie Du Dein restliches Leben gestalten möchtest und ob Du auch wirklich bereit bist, für Deinen Traum ggf. eine finanzielle Sicherheit aufzugeben. Ich war es damals nicht und bin auch heute noch froh über meine Entscheidung. Und wie Du siehst, kann man seinen Traum auch nebenberuflich verwirklichen.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Weisheit für Deine Entscheidung.
Liebe Grüße
Magdalena
diemitdemrotenlippenstift
• 7 Jahren agoLiebe Magdalena,
Danke für deine Erfahrungen! Ich plane mir meinen Lebensunterhalt als Journalistin zu verdienen und nebenbei zu schreiben. Wer weiß, ob mir mein jetziges Studium da nicht hilft 🙂 ich möchte nur nicht jeden Tag meine 8 Stunden absitzen und jeden Tag das Wochenende herbeisehnen. Klar, finanzielle Sicherheit ist wichtig, aber wenn man unglücklich ist, wie viel ist das dann noch wert?
Ich danke dir und wünsche dir auch alles Gute!
Liebe Grüße,
Julie
magdalenamarston
• 7 Jahren agoHey Julie,
das klingt nach nem tollen Plan und schreiben kannst Du! Ich lese Deinen Blog total gerne. Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg, dass es klappt.
Liebe Grüße
Magdalena
diemitdemrotenlippenstift
• 7 Jahren agoVielen Dank, das ist so lieb von dir! Ich freu mich, dass du meinen Blog magst!
Liebe Grüße!
heartshapedlifeblog
• 7 Jahren agoDas hast du sehr schön geschrieben! Und der Film hat mich ebenso berührt, wie du es in deinem Text beschrieben hast. 🙂
Ich versuche in meinem Leben mittlerweile wirklich das zu leben, was ich mir wünsche, was ich mir wirklich erträume.
Aufgrund meiner Vorerkrankung ist mir das wahrscheinlich schon früher bewusst geworden als manch anderen.
Aber trotzdem gibt es noch ein paar Sachen, die ich aus Vernunft hinten anstelle und das fällt mir so unendlich schwer. Ich habe mich mittlerweile so daran gewöhnt das zu tun, was ich mir wünsche, dass es echt schwer ist es mal nicht zu tun.
Ich bin zB nach der Schule ins Ausland, trotz aller Hindernisse meiner Krankheit, habe meinen Traumjob gefunden und auch wenn mir der Weg dahin (das Studium) nicht unbedingt Spaß macht, ist es für mich Mittel zum Zweck. Der Weg zu meinem Traum sozusagen.
Dinge, die ich jetzt noch hinten anstelle, sind meiner Meinung nach eigentlich auch gut so. Wenn ich mal versuche ganz rational heranzugehen.
ZB wünsche ich mir nichts sehnlicher, als Kinder (oder wenigstens ersteinmal eins 😉 ) aber ich möchte diesem ja auch etwas bieten können und dafür sollte ich schon wenigstens mal fertig studiert haben.
Aber ich finde es ansosnten wirklich sehr wichtig, dass man sich nicht immer von der Masse mitreißen lässt, sondern das tut was eienn glücklich macht! 🙂
GLG
diemitdemrotenlippenstift
• 7 Jahren agoDas ist mal eine schöne Geschichte! Respekt, dass du das mit dem Ausland trotz Krankheit durchgezogen hast. Und ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass sich auch dein Kinderwunsch erfüllt! Toll, dass du sagst, dass du deinen Kindern etwas bieten können willst. Da wirst du sicher ein tolles Vorbild sein 🙂
Ganz liebe Grüße und alles Gute!
heartshapedlifeblog
• 7 Jahren agoDanke, das ist lieb!:)
Und das hoffe ich auch, wir werden sehen (hoffentlich). ?
Glg 🙂