Ich bin mittlerweile seit über einem Jahr Single. Andere wären an meiner Stelle wahrscheinlich schon verzweifelt auf der Suche und würden sich durch die ganze Stadt tindern. Gut, ich hab’s auch mal mit Tinder versucht. Ungefähr drei Tage lang. Und dann habe ich beschlossen, meine Zeit sinnvoller zu nutzen und habe die App wieder gelöscht. Ich muss nicht zwangsläufig einen Partner finden, denn mir geht’s ziemlich gut so, wie es jetzt ist. Gut, immer ist es nicht angenehm und manchmal würde auch ich mir wünschen, wieder jemanden an meiner Seite zu haben. Und wenn diese Momente kommen, rufe ich mir die folgenden Dinge ins Gedächtnis.
Das Wochenende gehört mir
Die Idee für diesen Blogpost hatte ich am Sonntag, als ich schreibend auf meinem Sofa saß, mit dem Laptop auf dem Schoß, und mich mit Three Days Grace zudröhnte und vor mich hin sang. Der süße Geruch meiner Duftkerzen verpestete das Wohnzimmer und als ich keinen Bock mehr auf Schreiben hatte, klappte ich den Laptop zu und schlug den Harry Potter auf, der neben mir lag.
Und dann dachte ich mir: „Das könnte ich mit einem Partner nie machen.“ Hätte ich einen Freund, er hätte wahrscheinlich die Nase über meine Duftkerzen gerümpft, sich über meinen Gesang beschwert und mich mit der Frage genervt, ob wir nicht etwas zusammen machen wollen.
Was mich an Beziehungen immer am meisten genervt hat, war die Tatsache, dass ich nie ein Wochenende für mich allein hatte. Irgendwie scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass man die Wochenenden gemeinsam verbringt, wenn man zusammen ist. Wenn man auf die Frage „Schatz, was willst du am Wochenende machen?“ wahrheitsgemäß mit „Keine Hose anziehen, Harry Potter lesen und niemanden sehen“ antwortet, ist der Partner beleidigt und man macht halt die Dinge, die man immer macht.
Man liegt also den ganzen Tag im Bett und schaut eine Serie, die niemanden interessiert, pennt immer wieder mal ein und ist dann am Montag wie gerädert, weil man in der Nacht nicht mehr schlafen konnte. Oder man wird auf einen Pärchentag geschleppt. Auch, wenn ich letzteres nie so schlimm fand, habe ich mir oft nichts sehnlicher gewünscht, als mich am Sonntag einfach nur alleine in meinem Zimmer einzusperren und nichts zu machen außer die Dinge, auf die ich wirklich Lust hatte. Das ist für mich einer dieser Gründe, warum ich meine Single-Sonntage so richtig feiere.
Und wenn ich nur ohne Hose auf dem Sofa sitze und Harry Potter lese.
Schlaf, Schlaf, Schlaf!
Ich schlafe wahnsinnig schlecht, deshalb kämpfe ich wie eine Löwin um jede Minute meines kostbaren Schönheitsschlafs. Und das ist nun mal einer der wenigen Kämpfe, die sich alleine besser gewinnen lassen. Man hat niemanden, der einem die Decke wegzieht. Niemand erdrückt einen mit seinem Arm. Und vor allem: Niemand lässt plötzlich einen Schnarcher los, den man drei Häuser weiter noch hören kann oder besteht darauf, zum Einschlafen Actionfilme zu schauen. Niemand geht mitten in der Nacht aufs Klo und rennt dabei lautstark gegen den Türrahmen, „der ja gestern noch nicht da war“ (gut, letzteres bin ich).
Viele machen sich über diese Pärchen lustig, die sich für getrennte Betten oder gar getrennte Schlafzimmer entscheiden. Ich muss allerdings zugeben: Ich verstehe sie.
Rasieren? Was ist das?
Eine Tatsache, die mir vor allem in den kalten Monaten sehr gefällt: Solange man keinen Partner hat, erfährt niemand, ob deine Unterschenkel aus der Venus-Werbung sein könnten oder ob sich da ein kleiner Chewbacca unter deiner Jeans versteckt. Wer unter empfindlicher Haut leidet oder in seiner Dusche ebenfalls die komischsten Verrenkungen durchführen muss, um seine Beine ordentlich rasieren zu können, wird mir sicher zustimmen, dass dieser Vorteil nicht zu vernachlässigen ist.
Niemand quatscht beim Fernsehen
Ich hasse Menschen, die beim Fernsehen ständig die Fresse offen haben und unnötige Kommentare abgeben. Das stört meine Ruhezone und strapaziert mein Nervenkostüm, vor allem, wenn ich dadurch einen wichtigen Handlungsstrang verpasse, zum Beispiel wer beim Bachelor gerade über wen lästert. Leider passierte mir das in bisherigen Beziehungen sehr oft.
Mein perfekter gemeinschaftlicher Fernsehabend sieht so aus, dass die andere Person in einem anderen Zimmer (oder in einer anderen Zeitzone) sitzt, sich dieselbe Sendung ansieht und wir das Ganze auf WhatsApp diskutieren. Ja, ich merke selber, wie asozial das klingt. Und jetzt versucht mal, das einem potenziellen Partner zu verklickern.
Man muss nicht so tun, als würde man den Freundeskreis mögen
Okay, diese Headline klingt negativer als sie ist. Bei meiner letzten Beziehung war es zum Glück so, dass ich seinen Freundeskreis tatsächlich geliebt habe und es immer noch tue. Auch jetzt, ein Jahr nach der Trennung verstehe ich mich noch super mit den meisten – mit manchen sogar besser als zuvor.
Und dann gibt es diese anderen Freunde des Ex-Freundes, bei denen ich einfach nur froh war, als ich ihnen die Facebook Freundschaft kündigen und ihnen auf Instagram entfolgen konnte und die Gewissheit hatte, nie wieder mit ihnen im selben Raum sein zu müssen.
Man muss keine schrägen Hobbys geil finden
Ähnlich wie mit dem Freundeskreis des anderen verhält es sich auch mit seinen Hobbys. Ein Ex von mir war leidenschaftlicher Basketballspieler. Das bedeutete für mich: Ich durfte mir zahlreiche Vorträge über Basketball anhören, musste mir mit ihm Spiele anschauen oder – noch schlimmer – bei einem seiner Spiele zuschauen kommen, obwohl ich mich ungefähr so sehr für Basketball interessiere wie für eine dreistündige Dokumentation über die Erfindung des Besens.
Egal, ob der Partner auf Basketball steht, mit Vorliebe Schmetterlinge züchtet oder Dudelsack spielt – irgendwie ist man doch gezwungen, ihn darin zu unterstützen oder zumindest seine Abneigung zu verbergen.
Gut, idealerweise hat man dieselben Hobbys, denen man zusammen nachgehen kann. Aber schreiben ist halt ein sehr einsames Hobby, deshalb gestaltet sich das in meinem Fall schwierig.
Ihr seht, das Singledasein hat gewaltige Vorteile, die ich immer mehr zu schätzen weiß. Und in dieser Auflistung habe ich noch nicht mal erwähnt, dass man Knoblauch und Zwiebeln en masse essen kann, ohne dass sich jemand daran stört.
Natürlich, wenn man gerne Zeit mit seinem Partner verbringt, nimmt man die gemeinsamen Wochenende wahrscheinlich gerne in Kauf oder empfindet sie sogar als Bereicherung. Wenn dem aber nicht so ist, ist es wahrscheinlich besser, die Zeit erst mal mit sich selbst zu verbringen und herauszufinden, was man wirklich will. Dazu hatte ich im letzten Jahr einige Gelegenheiten. Und nun weiß ich definitiv, dass ich nichts mehr mit jemandem anfangen möchte, der Basketball liebt.
Eure Julie,
Die mit dem roten Lippenstift
Alyona
• 6 Jahren agoHey Julia,
ich kann es einfach wieder einmal (nach einigen anderen deiner Posts) nicht glauben, dass jemand so denkt wie ich. Immer wieder stoße ich mit meinen Ansichten auf Unverständnis und habe gemerkt, dass ich mit meiner Meinung alleine dastehe. Mittlerweile versuche ich meine Meinung nicht mehr all zu laut kundzutun und lasse Aussagen wie „Wenn du selbst Mutter wirst, dann wirst du das verstehen.“ oder „Irgendwann lernst du einen Mann kennen, mit dem du auch Kinder haben willst.“ so stehen (NEIN, nicht in diesem Leben). Auch wenn mir nicht wohl dabei ist, die Menschen im falschen Glauben zu lassen und ich einfach nur klarstellen will, dass ich niemals Mutter sein möchte und auch kein Mann daran etwas ändern kann.
Zurück zu deinem Post 😀
Mein Exverlobter wollte jede frei Minute zusammen verbringen, d,h. zusammen essen, zusammen ins Fitnessstudio, zusammen shoppen, zusammen Filme gucken, einfach alles und die Wochenenden selbstverständlich sowieso. Ich habe mich so erdrückt,ausgelaugt und aufgesaugt gefühlt, ich hatte das Gefühlt, dass mir die Luft zum atmen genommen wurde. Und das gemeinsame Bett erst! Jetzt, als Single, schlafe ich so gut wie in all den Beziehungsjahren nicht. Er schläft nach 3 Sekunden wie ein Baby und ich darf dem Geschnarche zuhören. Als ich getrennte Schlafzimmer erwähnte, stieß ich mal wieder auf tiefstes Unverständnis (Zitat Ex: „Getrennte Schlafzimmer sind das Ende einer Beziehung.“ Na ja, Verlust der Lebensqualität durch mangelnden Schlaf über Jahre ist es irgendwo auch.). So habe ich mich immer mehr zurückgezogen, brauchte Zeit nur mit mir (mal wieder Unverständnis). Und je mehr ich mich zurückzog, desto mehr Druck lag auf mir, wieder etwas mit ihm zusammen zu machen und desto mehr Druck machte seine Familie zu heiraten…
Ich bin auch sehr gerne alleine, genieße es alleine zu essen, Filme zu gucken und überhaupt Zeit alleine zu verbringen.
Mittlerweile denke ich vielleicht will nie wieder eine Beziehung. Ich war damals so hinterher, weil das die Norm ist, weil man das nun mal so macht, weil eine Beziehung ein Statussymbol ist („In deinem Alter sind andere schon verheiratet und kriegen Kinder.“), weil es ein „goal“ (kotz), weil man dann im Alter jemanden hat…
Ich komme auch alleine sehr gut zurecht und fühle mich wohler. Ab und zu die Familie und ein paar gute Freunde treffen reicht mir aus, ich kann nicht mit jemandem 24/7 aufeinanderhocken, ich brauche Luft zum atmen.
Doch dann denke ich manchmal: die Freunde werden Kinder Kriegen, werden mehr und andere Sorgen haben, ziehen weg, bauen Häuser. Die Familie wird irgendwann nicht mehr da sein (Einzelkind). Und wo bleibe ich dann?
Liebe Grüße